Die Strategie des seit 2006 regierenden Präsidenten Felipe Calderón mit militärischen Mitteln gegen die Drogenkartelle vorzugehen, hat inzwischen mehr als 50.000 Todesopfer gefordert – Tendenz weiter und schneller steigend. Die Zeitung Reforma berichtete Anfang des Monats, dass im Zeitraum vom 1.1.2011 bis 30.9.2011 insgesamt 10.022 Tote gezählt wurden. Unsere Prohibitionsuhr, die mit den Zahlen des Vorjahres arbeitet, stand zu diesem Zeitpunkt noch auf “nur” 9000 Tote – die blutige Realität dieses innerstaatlichen Krieges hat die Uhr um einem Monat überrundet.
Die Hälfte der Morde geschahen in den vier der 32 mexikanischen Staaten, Chihuahua (1.567 Tote), Nuevo Leon (1.418), Guerrero (1.348) und Sinaloa (1.080). Auch die Zahl herausragender Grausamkeiten steigt, so ließen vor einem Jahr die Kartelle einen Bürgermeister steinigen, weil dieser 60 korrupte Polizisten entlassen hatte. Die vermeintlichen Erfolge von Polizei und Militär werden zunehmend durch Vergeltungsmaßnahmen der Drogenbosse überschattet. Die Rekordsicherstellung von 134 Tonnen Marihuana führte zur wahllosen Tötung eines Dutzend Patienten in einer Entzugsklinik. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass aufgrund der Gewalt mittlerweile 120.000 Menschen auf der Flucht sind. Experten schätzen, dass Cannabis bis zu 50% der Profite der Kartelle ausmacht – eine Legalisierung in Kalifornien und anderen Staaten der USA würde diese massiv einbrechen lassen.
Weiterlesen:
Mexico Death Toll over 10,000 for the Year, Latin America Herald Tribune, 9.10.2011
Krieg abseits großer Öffentlichkeit: Bereits 50.000 Tote in Mexiko, Oberösterreichische Nachrichten, 20.10.2011
Ende September fand in Köln die Abschlusskonferenz des EU Forschungsprojektes Driving Under Influence of Drugs, Alcohol and Medicines (DRUID) statt. Im Rahmen der Studie wurde versucht zu ermitteln, wieviele Autofahrer unter dem Einfluss von Alkohol, illegalisierten Drogen und Medikamenten stehen und welche Wirkung dies auf ihre Fahrtauglichkeit hat. Zudem wurden die Daten von schwerverletzten und getöteten Unfallopfern hierzu analysiert. Geleitet wurde das Projekt von der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).
Für Hanffreunde ist diese Studie von Interesse, da die Bundesregierung in einer Anfrage der LINKEN bzgl. THC Grenzwerten im Straßenverkehr auf sie verwiesen hat. In ihrem Rahmen sollen auch wissenschaftlich fundierte Grenzwerte – auch für illegale Drogen – ermittelt werden. Nachdem die Studie nun abgeschlossen ist, hat die Bundesregierung alle Daten vorliegen um fundierte und faire THC-Grenzwerte für den Straßenverkehr festzulegen.
Weiterlesen:
EU Forschungsprojekt DRUID abgeschlossen, Meldung der BAST vom 12.10.2011
Bundesregierung antwortet auf kleine Anfrage der LINKEN, Meldung des DHV vom 24.03.2011
Wenn prominente Politiker, Richter und Polizisten sich öffentlich für eine Legalisierung stark machen, liest man ein Wort am häufigsten: “Ehemaliger”. Die wichtigste Ausnahme bildet hier George Papandreou, Mitglied der Global Commission on Drug Policy und Ministerpräsident von Griechenland. Vergangene Woche gesellte sich Juan Manuel Santos, der Präsident von Kolumbien, zu ihm. In einem Interview mit der Zeitung metro forderte er die Legalisierung von “weichen Drogen”. Er verspricht sich davon weniger Profite für Drogendealer in seinem Land, was zu weniger Gewalt führen soll. Seine Bedingung für eine Legalisierung ist jedoch, dass diese weltweit gleichzeitig stattfinden muss. Bei einer Legalisierung nur in Kolumbien hätte er Angst gekreuzigt zu werden – was angesichts der harten Haltung im “War on Drugs” von Ländern wie den USA durchaus nicht ganz unberechtigt ist.
Weiterlesen:
Cooperation needed for drug war?, 23.10.2011, metro
Unsere Petition wurde nicht wie geplant am 26.10.2011 im Petitionsausschuss behandelt. Wie wir auf Nachfrage erfahren haben, wurde sie auf Antrag der LINKEN vertagt. Sie ist nun frühstens am 9.11. wieder auf der Tagesordnung – sobald wir das sicher wissen, melden wir es. Das ist zumindest besser als eine direkte Ablehnung, mal sehen, was bei der nächsten Sitzung dabei rauskommt. Die aktuellsten Informationen zur Petition gibt es auf unserer Homepage – achtet hier auch auf die Kommentare von uns unter den entsprechenden Artikeln und auf unserer Facebook Seite.
Weiterlesen:
Bundestag: Cannabispetition am Mittwoch auf der Tagesordnung, Meldung des DHV vom 24. Oktober 2011
Der Arbeitskreis “Cannabis als Medizin” meldet: “USA: Bundesregierung plant, Cannabisverteilungsstellen in Kalifornien zu schließen”
Die konservative Regierung in Den Haag verschärft die Cannabispolitik der Niederlande. So soll Cannabis mit über 15% THC verboten werden – dieses macht derzeit circa 80 Prozent des angebotenen Cannabis in den Coffee-Shops aus.
In der Schweiz feierten die Streetworker der Stadt Zürich “Zehn Jahre mobiles Drug Checking und saferparty.ch” – in Deutschland verweigert sich die Bundesdrogenbeauftragte weiterhin “neuen” Ansätzen in der Drogenpolitik.
Kanadische Forscher um Jon Page von der University of Saskatchewan haben das Erbgut des Hanfs komplett sequenziert und die Unterschiede zwischen der THC reichen Sorte „Purple Kush“ und der Nutzhanfsorte „Finola“ analyisiert. „Das Hanf-Erbgut ist unter den bisher sequenzierten Pflanzen-Genomen das erste einer Heilpflanze“, so Page, der sich von seiner Forschung Ansatzpunkte für die Entwicklung von verbesserten Hanfsorten erwartet.
Der Rechtsanwalt Gebhard Heinzle prohezeit “Das Cannabisverbot wird fallen wie der Eiserne Vorhang” und spricht im Standard “über sprachliche Manipulationen bei Suchtgift und die politische Motivation dahinter”
Die Prohibitionsuhr tickt!, Meldung des DHV vom 30.09.2011
Sind Kiffer potenzielle Brandstifter?, DHV-Cannabis-Blog vom 30.09.2011
Polizei betrachtet Streckmittel als Teil der Drogenprävention, DHV-Cannabis-Blog vom 04.10.2011
Keine Todesstrafe für Drogendelikte!, DHV-Cannabis-Blog vom 10.10.2011
Jahrestagung der Drogenbeauftragten – Alles verbieten ist keine Drogenpolitik!, DHV-Cannabis-Blog vom 13.10.2011
Georg Wurth fliegt als deutscher Experte zur reform Conference 2011, Meldung des DHV vom 14.10.2011
Tschechien will Cannabis als Medizin, Meldung des DHV vom 14.10.2011
Linke: Let´s grow Together, Meldung des DHV vom 17.10.2011
Urteil: 450 Euro für „Kleiner als ein Popcorn“, DHV-Cannabis-Blog vom 17.10.2011
Bundestag: Cannabispetition am Mittwoch auf der Tagesordnung, Meldung des DHV vom 24.10.2011
Am Wochenende steigt wieder die Hanfmesse cultiva in Wien, DHV-Cannabis-Blog vom 24.10.2011
Streckmittelproblematik reißt nicht ab, DHV-Cannabis-Blog vom 26.10.2011
Ekelgrasalarm im Raum 47xxx, DHV-Cannabis-Blog vom 28.10.2011
Termine
04.–06. November – 20. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin, Berlin
Eine ausführliche Übersicht über Drogenpolitik-Termine gibt es hier.
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