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Spice soll im Januar verboten werden

Autorenbild: Eric wrigthEric wrigth

Die Drogenbeauftragte Bätzing hat gestern mit viel Medienecho verkündet, dass die Modedroge Spice noch im Januar verboten werden soll.


Dass die Kräutermischung nur eine Tarnung für den synthetisch hergestellten Wirkstoff JWH-018 ist, hatten wir ja schon in unserer DHV-Meldung vom 16.12. berichtet. Zu dem Zeitpunkt haben wir schon allen davon abgeraten, Spice zu konsumieren oder zu verkaufen, da es sich um ein betrügerisches Produkt mit ungewissen gesundheitlichen Auswirkungen handelt. Was wir da noch nicht wussten: JWH-018 steht im starken Verdacht, krebserregend zu sein, wie mir von mehreren Chemikern zugetragen wurde.

Das ist wohl auch für die Bundesregierung nun wohl Grund genug, Spice per Eilverordnung so schnell wie möglich zu verbieten. Nach § 1, Absatz 3 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) dürfte das auch ohne weitere formale Probleme schnell über die Bühne gehen, muss dann aber nach einem Jahr vom Bundesrat bestätigt werden. Nach der Logik des BtMG ist das konsequent und aus meiner Sicht weniger zu beanstanden als es das z.B. bei Zaubersalbei und anderen pflanzlichen Drogen war (s. dazu die DHV-Meldung vom 07.08.07), denn sowohl eine relativ große Verbreitung der Droge als auch eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Droge erheblich gesundheitsschädlich ist, sind gegeben. Auch dass eine Abhängigkeit möglich ist, hat praktischerweise ein “Suchtforscher” aus Dresden bestätigt. Damit sind die wesentlichen Kriterien für ein Verbot erfüllt.

Das grundsätzliche Problem wird dadurch aber nicht gelöst. In der DHV-Meldung zu Spice haben wir schon deutlich gemacht, dass die ausufernde Anwendung des BtMG bei allen möglichen pflanzlichen Genussmitteln überhaupt erst zu solchen Tarn-Produkten wie Spice führt. Außerdem ist Spice die Vorhut einer neuen Spezies von Drogen. Wir werden bald überschwemmt werden mit einer Vielzahl von Drogen aus Pharmalaboren, es gibt hunderte von chemischen Substanzen, die eine Rausch erzeugen und (noch) nicht verboten sind. Es zeichnet sich ein Kampf der Regierung gegen Windmühlen ab, denn nach heutiger Rechtslage müssen bei jedem Verbot zunächst die obigen Kriterien erfüllt sein. Unterdessen werden die Pharmafirmen den Markt höchst legal mit neuen “Lifestile”-Produkten überschwemmen, was mit Viagra und Hirnstimulanzien wie Modafinil schon längst begonnen hat. Letzere Substanz wurde sogar extra aus dem BtMG herausgenommen, um den Vertrieb durch einen Pharmakonzern möglich zu machen.

Es ist an der Zeit, dass wir einen vernünftigen Weg finden, den Drogenhandel so zu organisieren, dass die Kunden die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, was sie konsumieren wollen und was nicht – und das bei größtmöglicher Information der Konsumenten in Fachgeschäften. Ein Produkt wie Spice mit einer unberechenbaren Chemikalie als Wirkstoff dürfte unter solchen Umständen kaum eine Chance z.B. gegenüber reinen Hanfblüten haben.

Interessanterweise kann man zwischen den Zeilen lesen, dass Bätzing davon ausgeht, dass viele Cannabiskonsumenten durch das Verbot von Spice zu “Original” zurückkehren werden, was vermutlich durchaus kein schlechter Deal für die Gesundheit der Konsumenten ist. So verstehe ich zumindest die Aussage aus ihrer Pressemitteilung:

Sabine Bätzing geht davon aus, dass das Interesse an der „Modedroge“ nach Bekanntgabe des Verbots abnehmen wird. „Diese Kräutermischungen waren gerade deshalb so interessant, weil sie scheinbar legale Substanzen enthielten. Besonders die Cannabiskonsumenten sahen darin eine „legale Ausweichmöglichkeit“.

 

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