Bei der Vorstellung des aktuellen Drogen- und Suchtberichts 2017 (DSB) hat die Drogenbeauftragte des Bundes, Marlene Mortler, auf Colorado als angebliches Negativ-Beispiel für die Legalisierung verwiesen. Aufgrund einer höchst zweifelhaften Quelle (RMHIDTA) hat sie behauptet, nach der Legalisierung sei die Zahl jugendlicher Konsumenten in Colorado um 20 Prozent gestiegen. Die offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums von Colorado ignoriert sie dagegen konsequent. Laut dem offiziellen Bericht der dortigen Regierung gibt es keinen Anstieg jugendlichen Konsums seit der Legalisierung.
Mortlers Zahlen stammen vom pensionierten Drogenfahnder Thomas Gorman, einem selbsterklärten Alkohol- und Cannabisgegner. Gorman ist Betreiber einer Organisation namens Rocky Mountain High Intensity Drug Trafficking Area (RMHIDTA) – einer Organisation, welcher von US-amerikanischen Medien wiederholt die Verbreitung falscher Fakten nachgewiesen wurde. Laut Gesundheitsministerium in Colorado ist die so genannte 30-Tage-Prävalenz jugendlicher Cannabiskonsumenten in Colorado 2016 im Vergleich zu 2011 sogar leicht gesunken. Mit 21,2 Prozent konsumierten 2016 etwas weniger Jugendliche in Colorado Cannabis als im Durchschnitt der Vereinigten Staaten, wo die 30-Tage-Prävalenz unter Jugendlichen 2016 bei 22 Prozent lag. Die offiziellen Zahlen widersprechen der dubiosen Quelle der Drogenbeauftragten deutlich.
Doch die Drogenbeauftragte ist nicht allein: Weil kaum jemand solche Zahlen hinterfragt, werden Thomas Gorman und seine Ein-Mann-NGO immer wieder von Gegnern einer Cannabis-Legalisierung als Rechtfertigung für ein andauerndes Cannabisverbot zitiert. Nicht nur die Bundesdrogenbeauftragte, sondern auch der Münsteraner Polizeipräsident Kuhlisch, das BKA oder die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsens, Martina Wenker, haben bereits auf den Report von Gorman verwiesen, um ihre ablehnende Haltung zur Regulierung von Cannabis öffentlich kund zu tun. Sie müssen sich jetzt auch die Frage gefallen lassen, weshalb die Erkenntnisse des Gesundheitsministeriums von Colorado, die allen wissenschaftlichen Standards entsprechen, in der Diskussion komplett unter den Tisch gekehrt werden.
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