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Genmanipulierter Hanf?

Autorenbild: Eric wrigthEric wrigth

Seit Beginn des Jahrtausends geht vermehrt das Gerücht um, Marihuana sei jetzt genmanipuliert, habe stark erhöhte THC-Werte und sei deshalb nicht mehr vergleichbar mit dem harmlosen Stoff, den jetzige Eltern in ihrer Hippiezeit geraucht hätten. Das gibt den Konservativen ein mächtiges Argument und verunsichert angegraute Hanffreunde. Die Legalisierung gerät ins Stocken und die Medien haben wieder ein schön reißerisches Thema. Doch was ist dran an dieser Massenhysterie?


Züchtung oder Gentechnik?

Züchtung (und dadurch genetische Lenkung) ist bei allen Nutzpflanzen üblich – auch bei Hanf. Gentechnik, also technische genetische Veränderungen durch das Manipulieren der Gensequenzen gibt es bei Hanf aber sicherlich nicht. Das wäre viel zu teuer und ist auch nicht notwendig, um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Auch das so genannte “Klonen” von Hanfpflanzen ist nichts anderes als die Produktion von Stecklingen einer Mutterpflanze, die “Ableger” haben das gleiche Genmaterial. Von Gen”technik” oder gar “genmanipuliertem Gras” im engeren Sinne kann also nicht die Rede sein.

Schon vor über 25 Jahren ist es vor allem den Niederländern gelungen, durch “Indoor-Anbau” und optimierte Zuchtbedingungen stärkere Sorten zu züchten. Damals gab es mit “Skunk” und “Superskunk” etc. einen signifikanten Anstieg der THC-Gehalte. Heute ist das nicht so eindeutig wie von den Medien und anderen behauptet. So gehen z.B. das BKA und die europäische Drogenbeobachtungsstelle davon aus, dass es in den letzten Jahren zwar Funde mit hohem THC-Gehalt gab, aber kein allgemeiner Anstieg zu verzeichnen ist. Vielleicht hinken diese Stellen der Entwicklung auch etwas hinterher. Züchter machen Fortschritte und die Herstellung von starken Haschischsorten ist heute etwas leichter. Ein Großteil des in Deutschland gerauchten Stoffs kommt aber nach wie vor als Standardplatte aus Marokko. Althippies müssen also nicht befürchten, dass ihre Kinder nur noch “Killergras” zu rauchen bekommen.

Im Übrigen ist ein hoher THC-Gehalt an sich gar kein Problem. Viele empfinden das eher als Qualitätsmerkmal, ein Beitrag zu einer großen Sortenvielfalt ist es auf jeden Fall. Normalerweise ist ein hoher THC-Gehalt der Gesundheit sogar zuträglich, es muss weniger Rauch inhaliert werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Cannabispräparate, die heute in der Medizin verwendet werden, beinhalten sogar fast 100% THC. Problematisch wird das erst durch die Illegalität: auf dem Schwarzmarkt gibt es keine Deklaration des Wirkstoffgehaltes! Vergleichsweise ist das dann so, als würde man versehentlich Schnaps statt Bier kaufen und zu sich nehmen. Das kann natürlich zu unangenehmen Überdosierungen führen. Also sprechen auch hohe THC-Gehalte FÜR eine Legalisierung: Hanffachgeschäfte für Qualitätshasch mit Gebrausanweisung!

Georg Wurth Deutscher Hanfverband

 

Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing über Gengras

In ihrer Antwort auf eine Frage im Politikportal Abgeordnetenwatch stellte die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing klar, dass es kein Gengras gibt.


Sabine Bätzing (SPD), Drogenbeauftragte der Bundesregierung

Die Frage vom 21.04.2008

Sehr geehrte Frau Bätzing,

als Cannabisgegner muss ich mit Entsetzen feststellen, daß in der Presse ist in letzter Zeit immer öfter von genmanipuliertem Cannabis (“Gen-Gras”) zu lesen ist. Angeblich ist es noch weit gefährlicher als das bisher verfügbare Rauschgift.

Welche Erkenntnisse liegen Ihnen dazu vor? Wieviel groß ist mittlerweile der Anteil von genmanipuliertem Cannabis im illegalen Markt und aus welchen Quellen stammt es? Welche Schädigungen sind für die Konsumenten zu befürchten? Gab es schon Todesfälle?

Mit freundlichen GrüßenXXX

Antwort von Sabine Bätzing vom 09.05.2008

Sehr geehrter Herr XXX,

nach meinem Kenntnisstand liegen bisher keine validen Studien zu “genmanipuliertem” Cannabisvor, Untersuchungen belegen allerdings, dass Cannabis mit unterschiedlichen THC-Gehalten sichergestellt wird. Da aberder Cannabiskonsum an sich keinesfalls harmlos ist, halte ich eine Diskussion, wie gefährlich welche Form von Cannabis(oder anderer Drogen) ist, für möglicherweise irreführend bzw. potenziell verharmlosend.

Mit freundlichen Grüßen Sabine Bätzing

 

Auszug aus den I.A.C.M.-Informationen vom 23.Juli.2005

Nach einem Editorial in der Zeitschrift Addiction legen die verfügbaren Daten nahe, “dass die Stärke von Cannabisharz und Cannabiskraut, welches nach Europa importiert wurde, nur geringe oder keine Änderung aufwies, zumindest nicht in den vergangenen 10 Jahren.” Die Autoren stellten zudem Sorgen und Behauptungen infrage, nach denen die Zunahme der Stärke bestimmter Formen von Cannabis (Sinsemilla) zu einer Zunahme gesundheitlicher Probleme führen würde.

In Europa bewegen sich die THC-Konzentrationen von importiertem Cannabis im Allgemeinen zwischen 2 und 8 Prozent. Allerdings haben die THC-Konzentrationen von Cannabis, der drinnen angebaut wird, aufgrund der Sinsemilla- Technik, bei der die Bestäubung der weiblichen Pflanzen verhindert wird, zugenommen. Nur ein kleiner Anteil des Cannabis, der in Großbritannien, Deutschland, Irland und Portugal erhältlich ist, ist Sinsemilla-Cannabis. Nur in den Niederlanden dominiere Sinsemilla den Markt mit THC- Konzentration über 12 Prozent. Die Autoren halten fest, dass “selbst hier, lokale Beobachter angemerkt haben, dass es bisher keinen Hinweis darauf gibt, dass dies zu einer Zunahme von Problemen geführt hat.”

Die Autoren weisen daraufhin, dass “die Konsequenzen des Alkoholkonsums für die öffentliche Gesundheit nicht einfach eine Funktion der Stärke des konsumierten Getränks ist, seien es Bier, Wein oder hochprozentige Getränke. Stattdessen legt die Forschung nahe, dass auf der Bevölkerungsebene die Gesamtmenge des konsumierten Alkohols wichtig ist und nicht die Konzentrationen, in denen er verkauft wird.” Es ist unbekannt, wie weit diese Parallele für Cannabis gilt. Die Autoren betrachten das Alter beim Beginn des Konsums und die Häufigkeit des Konsums als wahrscheinlich von größerer Bedeutung für das Konsumniveau als Veränderungen der Stärke. ” Zusammengefasst sollten wir durch leichte Änderungen, die bei der mittleren Cannabisstärke aufgetreten sind, nicht übermäßig alarmiert sein. Wir sollten aber auch nicht selbstgefällig sein, insbesondere da die Datenbasis relativ schwach ist und der Zusammenhang zwischen Stärke, Dosis und Problemen bisher nicht gut verstanden ist.”

Mehr dazu hier:

  1. Wirkstoffgehalt von Haschisch und Marihuana

  2. New EMCDDA study asks ‘Is cannabis getting stronger?’ [EMCDDA, 25.06.2004]

  3. 2015: Kein Gengras gefunden

Diese Informationen als PDF- Download.

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