Anfang des Monats machte eine Meldung des Kölner Hauptzollamts die Runde, wonach die Behörden seit Jahresbeginn bis Ende Februar knapp 70.000 Hanfsamen in mehr als 5.800 Briefen beschlagnahmt haben. Die meisten Sendungen betreffen anscheinend Bestellungen bei Sensi Seeds. Die wohl bekannteste niederländische Cannabissamenbank hat ihren Online-Shop vorerst für Kunden aus Deutschland geschlossen. Die Postsendungen sollten an Menschen in ganz Deutschland gehen. Laut Zoll wurden bereits Strafverfahren eingeleitet und an die örtlich zuständigen Zollstellen übermittelt. Personen, die seit Anfang des Jahres Samen in den Niederlanden bestellt haben, müssen sich demnach auf Post von der Polizei oder Hausdurchsuchungen gefasst machen. Das Vorgehen der Polizei und der Staatsanwaltschaft am Wohnsitz des Empfängers kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, so Strafverteidiger Patrick Welke auf Anfrage des DHV.
“Eine Durchsuchung ist möglich, aus meiner Sicht aber eher nur, wenn wirklich große Mengen an Samen von einer Person bestellt wurden. Ansonsten muss man ja eigentlich davon ausgehen, dass ein Anbau ohne die notwendigen Samen (die ja abgefangen wurden) gerade nicht erfolgen konnte. Die meisten Personen werden entweder eine Vorladung zur Vernehmung oder nur einen schriftlichen Anhörungsbogen erhalten. Letzteres macht man derzeit wegen der Corona-Situation durchaus häufiger”
, so Strafverteidiger Welke. Aus Sicht des Strafverteidigers ist es erst einmal anzuraten, sich zu den Vorwürfen nicht zu äußern und je nach Sachlage gegebenenfalls über juristischen Beistand nachzudenken. Laut Zoll ist dieser Fund “ein bisher nicht gekannter Anstieg des Schmuggels”. Dabei ist es wenig verwunderlich, wenn sich Menschen in Zeiten der Corona Pandemie und deutschlandweiter Meldungen über mit synthetischen Cannabinoiden verseuchtes Cannabis für den Eigenanbau entscheiden, um sich und ihre Gesundheit besser schützen zu können. Wie es dem Zoll angesichts von Millionen Briefsendungen gelang, genau die betreffenden Umschläge mit den Cannabissamen herauszuziehen, dürfte wohl den Samenbanken als auch den Kunden noch weiter Kopfzerbrechen bereiten.
An dieser Stelle noch ein Hinweis für Menschen, die etwaige Rechtsfragen gerne mit einem Juristen besprechen möchten: Der Deutsche Hanfverband bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit, Rechtsfragen mit einem Anwalt zu besprechen. Auch die Grüne Hilfe ist bei Fragen rund um Strafrecht und BtMG eine gute Anlaufstelle.
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