Pressemitteilung des DHV vom 05.11.2010
Mit Rad und Tat für die Entkriminalisierung von Cannabis – erstmals Cannabis-Werbekampagne in Deutschland.
Hanfverband macht Rikschas in Berlin mobil.
Die Briten haben es vorgemacht: letztes Jahr sorgte eine Werbekampagne der Britischen Organisation „Release“ in London für Aufsehen. Release ist in England das nationale Kompetenzzentrum für Drogen und Drogengesetze. Der plakative Werbeslogan, der auf Bussen überall in der Stadt zu sehen war, lautete „Nice people take drugs“. Es ging darum, „die Öffentlichkeit zu einem anspruchsvolleren und ehrlichen Drogen- Dialog aufzufordern”.
Ein Jahr später machen auch deutsche Verbände öffentlich auf die Gesetzeslage hinsichtlich Marijuana-Konsums und Besitzes aufmerksam. Der Deutsche Hanfverband (DHV) setzt in Deutschland als erster ein Zeichen und traut sich mit der Botschaft „Schluss mit Krimi – Cannabis normal“ im Rahmen seiner Aufmerksamkeit erregenden Kampagne für die Entkriminalisierung von Cannabis ab dem 5.November in Berlin auf die Straßen.
BikeTaxis zeigen Flagge
Nachdem die Münchner Verkehrsgesellschaft ein vom DHV ursprünglich geplantes Busplakat ablehnte, hat sich der Fokus auf die Hauptstadt verlagert. Als Werbefläche wurden hier die bekannten Berliner BikeTaxis ausgewählt, ganz nach Marshall McLuhans Leitsatz: „the medium is the message“. Das Berliner Unternehmen BikeTaxi stellt dem DHV seine Fahrrad-Rikschas als Ambient-Werbefläche zur Verfügung. Zwei Taxis fahren derzeit durch die Straßen Berlins, darüber hinaus werden die charmanten Fahrer ihre Fahrgäste über die Kampagne informieren.
Die BikeTaxis sind ideal, um das Anliegen des DHVs zu vertreten. Ob Prenzlauer Berg, Kreuzberg oder Friedrichshain, ob Kaufhaus oder Weihnachtsmarkt: die Rikschas sind überall dort, wo das Berliner Leben spielt. Sie werden mit allen Infos rund um die Cannabisentkriminalisierung ausgestattet und erreichen die Öffentlichkeit so direkt und nachhaltig.
Schon am Morgen des Launch-Tages gab es große Resonanzen. Die Marijuana-Taxis sorgten nach wenigen Stunden für Aufruhr auf den Straßen und ganze Horden von Menschen drängten sich um das Gefährt um Fotos zu machen. Der DHV erhofft sich durch die charmante Aktion viel Aufmerksamkeit, auch von Gruppen, die dem Thema nicht nur positiv gegenüberstehen. Der DHV hofft, diese Gruppen von seinen Absichten überzeugen zu können und gleichzeitig eine Sensibilisierung für die Thematik zu erwirken.
Der Fall Entkriminalisierung
Viele Deutsche tappen immer noch im Dunkeln, wenn es um die deutsche Drogenpolitik geht. So ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Cannabiskonsumenten in Deutschland entkriminalisiert sind. Darüber hinaus steht der ungerechte und repressive Umgang mit Kiffern in keinem Verhältnis zur eigentlichen “Tat“ und wird weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit umgesetzt und vollzogen.
Obwohl in der Presse immer wieder von Repressionen gegen Drogenkonsumenten berichtet wird, bleibt die Bevölkerung davon weitgehend unberührt, denn schließlich sind Razzien wie zuletzt in Neu-Ulm offiziell nur Teil der deutschen „verantwortungsbewussten Drogenpolitik“, die „Prävention, Hilfe zum Ausstieg für Süchtige und eine Bekämpfung der Drogenkriminalität mit allen rechtsstaatlichen Mitteln“ verbindet. (Auszug Regierungsprogramm CDU/CSU 2009).
Die Realität sieht leider ganz anders aus. Neben der rigorosen Strafbehandlung, der Cannabiskonsumenten ausgesetzt sind, verstoßen die Gesetzeshüter zudem regelmäßig gegen die Datenschutzgesetze, indem Anzeigen nicht aus der Kriminalakte der Betroffenen gelöscht, bzw. ihre persönlichen Daten behalten werden.
Schluss mit Krimi
Um dem ein Ende zu setzen, leistet der Hanfverband schon seit 2002 Pionierarbeit in Sachen Aufklärung und Entkriminalisierung. Georg Wurth, Vorsitzender des Deutschen Hanfverbandes, wird nun auch mit der Zeichnung einer Petition auf bundespolitischer Ebene aktiv.
Dass er jetzt, zu einem Zeitpunkt, an dem nicht nur in Kalifornien, sondern weltweit heiß über die Legalisierung von Cannabis diskutiert wird, auch Rikschafahrer für sein Anliegen gewonnen hat, wird der Cannabisentkriminalisierung in Deutschland zusätzlichen Schwung verleihen.
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