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AutorenbildEric wrigth

Rösler für Cannabis auf Rezept

Letzte Woche gab es einige Zeitungsberichte, nach denen Gesundheitsminister Rösler Cannabis auf Rezept erleichtern wolle. Das klingt gut, aber es bleibt unklar, wie der Vorstoß zu werten ist.


So berichten z.B. der Express und RP-online, Rösler habe in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Gesundheitsausschusses vorgeschlagen, den Zugang zu “Hasch als Medizin” zu erleichtern.

Das klingt zunächst mal sehr danach, als ginge es tatsächlich um die gesamte Pflanze, also im besten Fall Hanfblüten (=Marihuana), wie es auch in den USA gehandhabt wird. So können sich die Patienten die Hanfsorte aussuchen, die ihnen aufgrund der jeweiligen Zusammenstellung an Cannabinoiden am besten hilft. Außerdem ist das die preiswerteste Möglichkeit, Kranke mit Cannabis-Medizin zu versorgen.

Wenn man die Zeitungsartikel genau liest, kommen aber Zweifel auf:

Das Haschisch auf Rezept, das als Arznei Dronabiol heißt, kann Patienten mit Multipler Sklerose und Krebs Linderung verschaffen.

Dronabinol ist aber nur der Wirkstoff THC, ein teures Pharma-Produkt, das auch jetzt schon an Patienten verschrieben werden kann.

Da in der Presse die Rede davon ist, dass im neuen Jahr Studien zeigen sollen, für welche Patienten Cannabis sinnvoll sein könnte, vermutet die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin,

dass damit die vom deutschen Unternehmen Bionorica Ethics angestrebte Zulassung von Dronabinol und möglicherweise die Zulassung von Sativex, dem Präparat des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals, gemeint sind.

Wenn das stimmt, geht es also nicht um “normale Hanfblüten”, sondern weiterhin um pharmazeutische Produkte. Immerhin ist der Extrakt Sativex nicht nur ein isolierter Wirkstoff, sondern ein standardisierter Hanf-Extrakt mit allen natürlichen Inhaltsstoffen. Höhere Kosten und weniger Auswahl als bei “Medical Marihuana” wie in den USA bringt aber auch Sativex mit sich.

Insofern ist schwer zu sagen, wo überhaupt die Neuigkeit in dieser Nachricht liegt, da schon die Vorgänger-Regierung in diese Richtung tendierte, ebenso wie neuerdings die zuständige Behörde BfArM, die auch schon holländisches “Apothekengras” für Patienten genehmigte.

Immerhin wird gleich das Krankenkassenproblem mit gedacht, denn bisher sind die Krankenkassen nicht verpflichtet, die teuren Medikamente zu übernehmen, was viele Patienten auf den Schwarzmarkt zwingt.

Die SPD-Experten Carola Reimann, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, und Karl Lauterbach begrüßten den Vorstoß.

In der CDU war gab es mal wieder unterschiedliche Reaktionen. Der Express zitiert Willi Zylajew, CDU-Gesundheitspolitiker aus Hürth:

Wir dürfen uns nicht als Oberärzte aufspielen. Wie bei Morphium muss auch die Behandlung mit Cannabis möglich sein, wenn es medizinisch sinnvoll ist. Das betrifft auch die Kostenübernahme durch die Krankenkassen.

CDU-Hardliner Jens Spahn, der auch schon gegen die Heroinvergabe mobil gemacht hatte, zeigte sich dagegen eher skeptisch.

Die FDP schickt eine neue Figur ins drogenpolitische Spiel: Erstmals wird die Rechtsanwältin Christine Aschenberg-Dugnus als “Expertin der FDP-Bundestagsfraktion für Sucht– und Drogenpolitik” zitiert:

Cannabis als Medizin kann Schwerkranken Lebensqualität zurückgeben. Denn Cannabis hat eine eindeutig schmerzlindernde Wirkung. Bei der Frage des Gebrauchs von Cannabis als Medikament muss deshalb Rechtsklarheit für Patienten und Ärzte durch eine verbesserte Datenlage geschaffen werden.

Ich dachte schon, die FDP-Fraktion leistet sich mal eine eigene drogenpolitische Sprecherin neben der FDP-Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans. Frühere Drogenbeauftragte der Regierung, Bätzing, Caspers-Merck und Nickels bekamen nämlich regelmäßig einen Freifahrt-Schein von ihrer Fraktion, sie sprachen jeweils nicht nur für die Drogenpolitik der Bundesregierung, sondern gleich auch mit für die ihrer Parteien. Aber nein, auch die FDP-Fraktion hat keine drogenpolitische Sprecherin ernannt.

Naja, jedenfalls wird es wohl Fortschritte geben, mehr Menschen werden von Cannabis-Wirkstoffen als Medizin profitieren. Aber ob sich die Politik zum nahe Liegenden durchringen kann, einfache Hanfblüten als Medizin zuzulassen, wie es z.B. in den USA und Holland der Fall ist, bleibt fraglich. Eher sieht es danach aus, als würde es in Deutschland mal wieder eine besonders bürokratische und pharmafreundliche Regelung geben.

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