Es ist mal wieder soweit, die BZGA veröffentlicht einen neuen Bericht zur Drogenaffinität Jugendlicher. Damit ist es jetzt endgültig offiziell, Jugendliche kiffen und rauchen weniger als noch vor 4 Jahren.
Der neue Bericht 2008 ist sehr viel kürzer als das umfassende Werk von 2004, das in drei Teilen veröffentlicht wurde und umfangreiche Ergebnisse von Befragungen Jugendlicher zu Drogenthemen darstellte. Mal sehen, ob auch für dieses Jahr eine umfangreichere Version nachgereicht wird.
In der Version von 2004 wurden noch so schlaue Fragen gestellt wie “Warum lehnen Jugendliche Drogenangebote ab?” Dabei kam heraus, dass sie im Wesentlichen gar kein Interesse an Drogen hatten (43 %), Angst vor Sucht und gesundheitlichen Folgen, Angst vor der Wirkung an sich. Die Angst vor Strafverfolgung spielte mit 6 % an siebter Stelle der Ablehnungsgründe praktisch keine Rolle. Eins der guten Argumente, die dafür sprechen, dass Drogenverbote kaum Einfluss auf das Konsumverhalten Jugendlicher haben.
Solche hintergründigen Gedanken spielen im aktuellen Kurzbericht keine Rolle. Dort geht es nur darum, Rückgänge beim Konsum von Tabak und Cannabis darzustellen und zu feiern, dass man die Ziele, die der Drogen- und Suchtrat zur Konsumreduktion im Jahr 2004 verabschiedet hatte, weitgehend erreicht wurden. Bezogen auf Cannabis heißt das:
“Das Ziel des Drogen- und Suchtrates die Quote von Cannabiskonsumenten in der Altersgruppe der 12- bis 25- Jährigen (von 2004: 31.1 %) bis 2008 auf unter 28 Prozent zu senken, wurde damit knapp nicht erreicht.”
Die Zahl derjenigen, die Cannabis jemals ausprobiert haben, ist damit um gut 2 % gesunken. Dazu meint die Bundesdrogenbeauftragte Bätzing:
“Die Zahlen zeigen,” so Bätzing, “dass wir unsere Ziele beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum im Wesentlichen erreicht haben. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt die Hände in den Schoß legen können. Die bisherige Präventionsarbeit muss fortgesetzt werden und sie muss um Präventionsmaßnahmen ergänzt werden, die sich stärker auf Gruppen konzentrieren, die riskante Konsummuster aufweisen.””
Naja, das klingt immerhin nach Risikominimierung statt unrealistischer Abstinenzforderung.
Der Anteil der regelmäßigen Cannabiskonsumenten unter den 12- bis 25-Jährigen ist laut der Studie auf 2,3 Prozent zurückgegangen. (2004: 3 %; 1993: 4,4 %) Das zeigt auch, dass der Anteil der regelmäßigen Konsumenten weit weniger als 10 % derjenigen ausmacht, die Cannabiserfahrung haben. Und wenn man bedenkt, dass schon einmaliger monatlicher Konsum als regelmäßig klassifiziert wird, wird deutlich, dass der Anteil der echten Problemkiffer nicht so groß sein kann, wie manche Horrorberichte nahe legen. Dennoch ist der Plan, speziell denjenigen zu helfen, die ein problematisches Konsummuster entwickelt haben, sicherlich sinnvoll.
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