Sat 1 greift als erstes großes Medium die neuen Bleifälle in Bayern auf. Endlich wird das Schweigen um die Vergiftungsgefahr gebrochen.
Der Drogenbeauftragten Sabine Bätzing sind die DHV-Angaben indes zu vage.
Ich konnte gar nicht glauben, dass die Medien das Thema ignorieren. Der DHV hat bereits am 20.02.09 per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass in Bayern Blei im Gras aufgetaucht ist. Außer Hanfmedien und Beratungsorganisationen hat bisher niemand das Thema aufgegriffen. Ich habe zusätzlich bei der Abendzeitung angerufen, wurde von Redakteuer zu Redakteur weitergeleitet, berichtet hat die Zeitung nicht. Dabei waren die Medien letztes Jahr nach der Blei-Epidemie in Leipzig alarmiert! Es handelt sich um ein hochemotionales Thema, es ist wichtig, die Konsumenten zu warnen. Warum rührt sich niemand? Weil es “nur” um Kiffer geht? Weil die Streckmittel ein Problem des Schwarzmarktes und damit ein Problem des Cannabisverbotes sind?
Ein Redakteur von Sat 1 hat nun doch mal die Pressemitteilung gelesen und sich bei uns genau nach dem Thema und den Betroffenen erkundigt. Und siehe da, es geht:
Zucker, Vogelsand und Glassplitter: Verseuchtes Cannabis bringt Kiffer in Todesgefahr Gefährlicher denn je: Marihuana–Konsum. Denn immer häufiger wird jetzt verseuchtes Marihuana gehandelt – eine Gefahr, die auf den ersten Blick schwer erkennbar ist. In der Nähe von München besuchen wir Marcus, Maja und Stefan: Im vergangenen Monat treffen sich die Drei, um gemeinsam zu kiffen – mit ungeahnten Folgen: Taubheitsgefühl in den Gliedern, Kratzen in der Lunge. Auch der 21-Jährige Dennis aus Berlin kifft seit Jahren regelmäßig. Doch bei einem der üblichen Treffen mit seinen Jungs, ist die Wirkung nicht die erwünschte. Dennis fällt das Atmen schwer, er bekommt starke Schmerzen in der Brust und bricht zusammen. Seine Freunde rufen sofort den Notarzt. Diagnose: Lungenriss! Das Gras wurde gestreckt, damit das Gewicht höher ist und somit auch der Gewinn für den Dealer. Dafür werden Zusatzstoffe wie Blei, Kräuter, Vogelsand, Glasstaub und Zucker der Droge beigemischt. AKTE 09 über eine gefährliche Mischung Was meinen Sie zu dem Thema? Diskutieren Sie im Forum © AKTE Sat1, 31.03.2009
Der Bericht, den man sich auf auf youtube anschauen kann, geht zwar nicht auf die logische Konsequenz ein, dass dieses Problem durch Eigenanbau und Legalisierung in den Griff zu bekommen ist, aber er zeigt wenigstens die Gefahr der Streckmittel auf, ohne die Betroffenen oder Cannabis an sich in ein schlechtes Licht zu rücken. Das Thema Streckmittel wird umfassend behandelt, nicht nur die vergleichsweise seltene Blei-Gefahr. Sogar für mich war neu, dass nun auch Fälle von Lungenschäden durch Zucker im Gras dokumentiert sind. Bleibt zu hoffen, dass viele Konsumenten nach dem Bericht vorsichtiger sein werden. Wenn nur eine Bleivergiftung durch den Beitrag verhindert werden kann, hat er sich schon gelohnt.
So eine Art Warnung hätte ich auch von der Drogenbeauftragten erwartet bzw. habe das auch gefordert, z.B. mit unserem Protestmailer. Bätzing hat aber schon im letzten Jahr klar gemacht, dass sie sich in dieser Richtung nicht engagieren will, um sauberes Cannabis nicht zu verharmlosen. Auch ganz aktuell zu den Bleigrasfällen in Bayern befragt, winkt sie ab:
haben Sie vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich kann Ihre Befürchtungen gut verstehen, kann im Augenblick aber nur sagen, dass über die wenig konkreten Angaben des Deutschen Hanfverbandes hinaus noch keine weiteren Meldungen vorliegen. So lange keine konkreten Fälle dokumentiert sind, sehe ich zu einer Ermittlung zusätzlicher Gesundheitsrisiken keine Veranlassung. Sabine Bätzing auf abgeordnetenwatch
Nachgefragt hat sie im Gegensatz zu Sat 1 bei uns nicht. Wie konkret sollte die Dokumentation denn nach meinem Blogeintrag vom 26.02.09 noch werden? Frau Bätzing überlässt Recherche und Warnung lieber dem Filmteam von Sat 1.
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