Weitere Einzelheiten zur EMNID-Umfrage “Cannabis 2010”:
Das wichtigste Ergebnis der EMNID-Umfrage, die der Deutsche Hanf Verband mit Partnern durchgeführt hat, habe ich ja heute schon in einer Pressemitteilung kundgetan: Nur 40 Prozent der Befragten sprachen sich für die derzeitige harte Cannabispolitik in Deutschland aus. 54 Prozent sind für einen liberaleren Umgang mit Haschisch und Marihuana, sei es nun eine weitergehende Entkriminalisierung der Konsumenten oder eine vollständige Legalisierung. (Das sind ähnliche Werte wie bei der letzten derartigen Umfrage 2002. Die Politik regiert also schon seit fast einem Jahrzehnt am Volk vorbei.)
Interessant sind aber auch die Daten im Einzelnen, insbesondere was das Alter und die Parteipräferenz der Befragten angeht.
Bei früheren Befragungen gab es einen klaren linearen Zusammenhang zwischen dem Alter der Befragten und der Zustimmung zu Legalisierung und Entkriminalisierung. Je jünger die Leute waren, desto eher waren sie für einen entspannten Umgang mit Cannabis. Bis hin zu den älteren Semestern fiel die Zustimmung steil ab und war bei Rentnern nur noch sehr gering. Diesen Zusammenhang gibt es so nicht mehr:
EMNID-Ergebnisse:
Am wenigsten einverstanden mit den harten Cannabisgesetzen und -verordnungen waren jetzt die 30 – 39 jährigen (27 %). Die größte Zustimmung zu einer vollständigen Legalisierung war bei den 50 – 59 jährigen gegeben (26 %). Und sogar die über 60 Jahre alten Befragten waren liberaler gesinnt als die sehr unentschiedene Gruppe der 14 – 29 jährigen. Unter Schülern wollten 44 % die Rechtslage beibehalten und nur 7 % eine vollständige Legalisierung, während sich Großeltern scheinbar Sorgen machen um die Strafverfolgung ihrer Enkel wegen ein paar Hanfblüten.
Überraschende Ergebnisse brachte auch die Frage, welche Partei die Befragten wählen würden.
EMNID-Ergebnisse:
Zu erwarten war, dass die CDU-Anhänger die repressive Drogenpolitik noch am ehesten toll finden. Aber selbst bei ihnen gab es dafür keine absolute Mehrheit (48 %). Aber mit der FDP ging die Überraschung schon los: Ihre Anhänger fanden die derzeitige harte Cannabispolitik am schlechtesten und stimmten nur zu 22 % zu, deutlich weniger als Grüne (25 %) und Linke (31 %). Zumindest die Wähler der FDP scheinen also noch echte Liberale zu sein, während sich ihre Partei regelmäßig tot stellt, wenn es um Cannabispolitik geht. die FDP landet bei den DHV-Wahlanalysen regelmäßig hinter Grünen und Linken. Letztere scheinen sich als die Partei der Hanffreunde zu etablieren, die Anhänger der Linken stimmten – abgesehen von den sonstigen Parteien – einer vollständigen Legalisierung mit 23 % am ehesten zu. Deutlich mehr als bei den anderen Parteien wollten sie auch eine konsequente Entkriminalisierung der Konsumenten, inclusive des Anbaus von Hanf zum Eigenkonsum (17 %).
Die Meinungen der Wähler der verschiedenen Parteien gehen längst nicht so weit auseinander, wie es deren Cannabispolitik vermuten lässt. Sogar bei der hardcore-repressiven CDU sind die Wähler tief gespalten: 48 % für und 46 % gegen die derzeitige “harte Hand”. Zeit für ernsthafte Diskussionen bei den Konservativen, ebenso wie bei FDP und SPD, sie betreiben ihre Cannabispolitik offenbar völlig am Willen ihrer Wähler vorbei.
Bei der Umfrage wurden noch mehr interessante Fragen gestellt, nämlich zum Konsumverhalten und zur Frage, für wie gefährlich Cannabis im Vergleich zu Alkohol eingeschätzt wird. Auf diese Ergebnisse wird demnächst das Drogenforschungsinstitut INEIDFO eingehen, mit dem wir die Umfrage zusammen durchgeführt haben.
Zum Schluss noch ein Dankeschön an die Sponsoren, die den DHV bei der Finanzierung der Umfrage unterstützt haben: Jelly Joker, Chill House, Grow Bonn, Patrick Daniel, Thomas Weber und andere.
Laut EMNID-Umfrage ist die Mehrheit der Deutschen für ein liberaleres Cannabisrecht Pressemitteilung des DHV vom 30.07.10
EMNID-Umfrage: Auch in Bayern ist die Mehrheit für ein liberaleres Cannabisrecht DHV-Cannabis-Blog, 07.10.2010
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